Die gesellschaftspolitische Lage in Deutschland ist von tiefgreifenden Veränderungen geprägt. Rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen gewinnen zunehmend an Einfluss und gesellschaftlicher Legitimität. Sie erzielen bei Wahlen erschreckend hohe Ergebnisse und etablieren sich in mehreren Bundesländern als relevante politische Kräfte. Mit diesem Rechtsruck geht eine zunehmende Radikalisierung des öffentlichen Diskurses einher. Begriffe und Narrative, die einst als extrem, ausgrenzend oder menschenverachtend galten, finden zunehmend Eingang in den gesellschaftlichen Mainstream. Was früher unaussprechlich war, wird heute öffentlich formuliert in Talkshows, Wahlkampfreden, Kommentarspalten und trägt zur Normalisierung von Diskriminierung und Ausgrenzung bei. Gleichzeitig erleben wir, wie in vereinfachenden, populistischen Erzählungen versucht wird, komplexe gesellschaftliche Herausforderungen , wie Fachkräftemangel, Pflegenotstand, soziale Ungleichheit oder eine überlastete Infrastruktur, einseitig auf migrantische, geflüchtete oder queere Bevölkerungsgruppen zu projizieren. Solche Erzählmuster polarisieren, mobilisieren Emotionen, aber sie lösen keine Probleme. Im Gegenteil: Sie vertiefen gesellschaftliche Spaltungen.
Vielfalt ist keine Bedrohung. Vielfalt ist Realität. Und Vielfalt ist unsere Stärke. Gerade in Marburg, einer Stadt mit einer internationalen Studierendenschaft, zahlreichen religiösen und kulturellen Gemeinschaften und einer lebendigen Zivilgesellschaft. Natürlich bringt Vielfalt auch Herausforderungen mit sich aber wie wir ihnen begegnen, entscheidet darüber, wer wir als Gesellschaft sein wollen.